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Masterminds

Tolle Leute und wie sie mir begegnet sind

Moshe Zuckermann

Bild: Moshe Zuckermann bei einer Veranstaltung in Kiel, Ausschnitt
Autor: Arne List
Weitere Details: commons.wikimedia.org,

Zum ersten Mal fiel mir Moshe Zuckermann im Rahmen einer Fernsehdebatte auf, bei der der  amerikanische Historiker Daniel J. Goldhagen sein Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ gegen teils harsche Kritik seitens deutscher Historiker verteidigte. Goldhagen beschäftigte sich mit der Wesensart und Motivation der Täter des Holocausts, wofür es bis dahin meist nur sozialpsychologische Erklärungsversuche gab. Goldhagen hingegen meinte, dass ein solcher Ansatz den vernichtenden Judenhass vieler Deutscher nicht hinreichend erklärt. Er betonte die individuelle Schuld der Täter und Mitläufer des Naziregimes und sah als Ursache auch eine spezifisch deutsche Mentalität, die den „eliminatorischen Antisemitismus“ begünstigte.

Es war Moshe Zuckermann, der dem jungen Historiker Goldhagen in jener Diskussion beistand. Selbst als Sohn polnisch-jüdischer Auschwitz-Überlebender in Israel geboren, verbrachte er seine Jugend und erste Studienzeit in Frankfurt. Als etwa 30-Jähriger kehrte er nach Israel zurück und arbeitete viele Jahre als Professor für Geschichte und Philosophie an der Universität in Tel Aviv. Ich erinnere mich, dass mich bei der oben genannten Fernsehdebatte natürlich Zuckermanns Wissen und analytischer Verstand beeindruckten, vor allem aber empfand ich ihn als einen unglaublich netten Kerl. Er gilt als politisch links, kritisiert die Besatzungspolitik Israels und setzt sich seit Jahrzehnten für Frieden und Versöhnung mit Palästina ein.

Es muss um 2014 herum gewesen sein, als mir auffiel, wie bestimmte Sachverhalte immer häufiger politisch und medial völlig verdreht dargestellt und kritische Personen ständig Opfer bösartiger Diffamierungen werden, u. a. der gezielt falschen Bezichtigung des Antisemitismus. Dabei geht es keineswegs um einen „Kampf gegen den Antisemitismus“ oder „gegen Rechts“, wie ebenso unermüdlich wie scheinheilig behauptet wird. Und wieder war es Moshe Zuckermann, der sich schon längst mit dieser Thematik beschäftigt und zwei sehr kluge Bücher zum Thema herausgebracht hatte. Er war auch einer der ersten Unterzeichner der „Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus“ vom März 2021.

In den folgenden zwei YouTube-Beiträgen Video Teil 1 (Israel) und Video Teil 2 (Deutschland) stellt Zuckermann sein 2010 erschienenes Buch „ANTISEMIT! Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument“ vor. Leider ist die Qualität der beiden Videos nicht besonders gut, aber Zuckermanns Ausführungen sind trotzdem sehr interessant. Lohnt sich.

Dieses Video anlässlich einer Buchvorstellung 2018 zu „Der allgegenwärtige Antisemit oder die Angst der Deutschen vor der Vergangenheit“ ist diesmal in guter Qualität. Das Buch ist deutlich leichter zu lesen als das vorherige und sehr empfehlenswert, auch wegen des Anhangs mit einem Beitrag von Susann Witt-Stahl über die „Antideutschen“, die wohl nicht vielen Leuten ein Begriff sind.

Amerikanischer Dramatiker, Satiriker, Essayist. Der Begriff, der mir bei Hopkins als erstes in den Sinn kommt:

F U L M I N A N T

In seinen Essays bringt er aktuelle Geschehnisse in all ihrem absurden Wahnsinn (Covidian Cult) und ihrer faschistoiden Düsternis (GloboCap) so schonungslos und realitätsnah auf den Punkt, dass man aus dem Lachen überhaupt nicht mehr herauskommt.

Herrliche Webseite. Am besten selber hineinspazieren in die

Consent Factory, Inc.

Lange kenne ihn noch nicht, erst seit ein paar Monaten, nachdem ich einem Internet-Tipp gefolgt bin. Hopkins lebt seit etwa 16 Jahren in Berlin.

Sollten Theateraufführungen jemals wieder erlaubt sein und eines seiner Stücke in unserer Nähe gespielt werden, bin ich unter den ersten, die Karten bestellen.

Zum Sehen/Hören einfach draufklicken:

Kleine Appetithappen: The New Normal (Phase 2)The Covidian Cult

Eine seriöse Seite von ihm gibt’s auch.

C. J. Hopkins

Bild: CJ Hopkins Summer 1018,
Mehr Info: commons.wikimedia.org

Billie Holiday

Bild: Gottlieb, William P., Ausschnitt aus [Portrait of Billie Holiday, Carnegie Hall, New York, N.Y., between 1946 and 1948] (LOC), commons.wikimedia.org, public domain

Da war dieser junge Mann in Rom, der, nachdem er das Lied von einem Straßenmusiker gehört hatte, in den Tiber sprang. In den USA strengten 200 betroffene Familien eine Sammelklage an, um den Song verbieten zu lassen. Man fürchtete einen „Werther-Effekt“, weshalb viele Radiosender in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts den Song nicht mehr spielten, oder zumindest nur Instrumentalfassungen davon. Die Rede ist von „Gloomy Sunday“, einem Lied der Ungarn László Jávor (Text) und Rezső Seress (Melodie), das aufgrund derartiger Vorfälle auch als „Suizide Song“, oder „Selbstmordtango“ bezeichnet wurde.

Und es ist der Song, durch den ich auf Billie Holiday aufmerksam geworden bin – nach meinem Geschmack die mit Abstand beste Interpretin von „Gloomy-Sunday“. Ihr Leben war geprägt von Erfolg, Liebe und Bewunderung, von Missbrauch, Drogensucht und Diskriminierung. Selbst als weltberühmter Star sah sie sich ständigen rassistischen Demütigungen ausgesetzt.

„I’ve been told that nobody sings the word ‚hunger‘ like I do. Or the word ‚love‘.“, lautet ein Zitat von ihr. Der Grund dafür mag sein, dass sie nur allzu genau wusste, wovon sie sang. In den Aufnahmen ihrer Interpretationen ist ihre charismatische Ausstrahlung auch heute noch spürbar.

Zum Sehen/Hören einfach draufklicken:

„Gloomy Sunday“ auf YouTube

Kurzer br-Podcast über den Selbstmordtango

Längerer br-Podcast über Billie Holiday

Neu angekommen in Erlangen, jung und auf der Suche nach Anschluss. Zwei Bekannte, die ich mehr oder weniger flüchtig noch aus Regensburg kannte, luden mich ein, bei einer Initiative zum Thema Asyl mitzumachen. Dass die beiden Mitglieder einer dieser K-Gruppen waren wusste ich, interessierte mich aber nicht weiter. Bis ich eines Tages durch reinen Zufall herausfand, dass sie über alle Teilnehmer unserer Gruppe heimlich Profile erstellten und regelmäßig Berichte an ihre Kader schickten. Welch ein Verrat! Hatten wir nicht gemeinsam in Wackersdorf demonstriert? Waren wir nicht mal zusammen bis nach Passau zu einem Open-Air-Festival geradelt? Und jetzt so was!

Von dieser unschönen Begebenheit erzählte ich meinem Bruder, der mir daraufhin ein Karl-Popper-Lesebuch schenkte. Genau das richtige Buch zur richtigen Zeit. Darin wird u.a. geschildert, wie Popper sich als Siebzehnjähriger den Kommunisten anschließt und eine Schießerei in der Hörlgasse miterlebt, bei der etliche Demonstranten erschossen werden. Schlichtere Gemüter als Popper hätten sich daraufhin wohl erst recht radikalisiert. Er aber erkannte, dass er und seine Mitstreiter getäuscht worden waren. Jene Kader nämlich, welche die verhängnisvolle Aktion geplant hatten, hatten den Tod der jungen Leute nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern ihn sogar  als Mittel zum Zweck für ihre Revolutionsabsichten eingeplant.

Natürlich war meine Erfahrung mit den Erlanger Kommunisten in keiner Weise vergleichbar mit Poppers Erlebnissen. Letztlich wurde ich durch sie auf Poppers Werk aufmerksam und fand darin noch viel Wissenswertes mehr, das mich bis heute begleitet. Zum Beispiel, was totalitäres Denken ausmacht und über den Wert einer offenen Gesellschaft u.v.m.

Die Asylgruppe konnte mir ab jenem Tag natürlich gestohlen bleiben. Ich schloss mich bald darauf der English-Drama-Group an. Besser fürs Studium, viel interessanter und die Leute des Ensembles verfügten zudem über wesentlich mehr Humor und Sex-Appeal.

Zum Sehen/Hören einfach draufklicken:

Längeres Video: Karl Popper – Ein Gespräch (1974)

Kurzes Video zum Prinzip der Falsifizierung

Karl Raimund Popper

Bild: Karl Popper in the 1980’s, Source: LSE Library, commons.wikimedia.org, no known copyright restrictions